Katholisches Gesangbuch

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Bussakt   

Bedeutung des Bussakts

Es ist unbestritten, dass Teilhabe am Herrengedächtnis die Bereitschaft zur Umkehr – und damit auch das Sündenbekenntnis – einschliesst. Dabei darf man auch bei einer deprekativen Vergebungsbitte durch Laien darauf hoffen, dass Gott Vergebung gewährt, wenn die nötigen Voraussetzungen gegeben sind. Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte stellen eine Einheit dar. Fehlt ein Schuldbekenntnis, entfällt auch die Vergebungsbitte.

Die Problematik eines stereotypen Bussaktes wurde bald als schwierig und nicht unbedenklich erkannt. Die Tragweite von Sünde fällt damit leicht dem inflatorischen Gebrauch des Begriffs zum Opfer. Darum sieht die Liturgie Situationen vor, wo das Schuldbekenntnis entfallen kann:

Vorausgehende Feier:

Taufgedächtnis, Kerzenweihe, Aschenauflegung, Palmprozession, Osternachtfeier, Tagzeitenliturgie  usw. 

Besondere Festlichkeit:

Erstkommunion, Firmung, Weihegottesdienst, Trauung. Freilich gehört auch hier im Vorfeld die Umkehr dazu. Das Schuldbekenntnis könnte in der ganzen Osterzeit entfallen, denn «die Zeit der fünfzig Tage vom Sonntag der Auferstehung bis Pfingstsonntag wird als einziger Festtag gefeiert...» [GOK Nr.22, 1969]  Umgekehrt: Die Sonntage in der Fastenzeit sind geprägt von der Umkehr und Erneuerung im Blick auf Ostern.  Hier wäre der Buss- und Umkehrgedanke speziell zu pflegen. Dazu würden sich die Kyrie-Litaneien KG 63 und 64 ganz speziell eignen.

Bussgedanke im Tagesgebet:

Bussgedanken im Tagesgebet kommen öfters vor, so etwa im Gebet vom 27.Sonntag: «Nimm weg, was unser Gewissen belastet ….»

Musikalische Gestaltung

Das Schuldbekenntnis muss sich nicht notwendig in einer Art Gewissenspiegel konkretisieren. Der Ruf zur Umkehr und die Gewissheit, dass Gott vergibt, scheint in vielen Gesängen auf. Will man im Bussakt daran anknüpfen, ist oft eine eine Auswahl von Strophen zu raten. Zumal die Gewissheit der Treue und Zuwendung Gottes, verdichtet vielfach in den Schlussstrophen.

Vergebungsgewissheit


72

Löse meine Fesseln

…mach mich frei von Schuld.

 

381

Aus Herzengrund ruf ich

dein Heil wer ich erleben.

 

393

Holz auf Jesu Schultern

Warum zweifelst du?

 

440

Nun saget Dank und lobt…

seine Gnad … von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

475

Singt mit froher Stimm

Ewig bleibt dein Heil unser Erb und Teil.

 

550

Mein Auge schaut den …

Er schützt dein Gehn … in Ewigkeit.

 

559

Du kannst nicht tiefer …

in ihm leben und sein in Ewigkeit.

 

588

Wie die Träumenden

Ja, wie Träumende werden wir sein.

 

596

Weit wie das Meer

Vergebung …über Völker, Rassen hin.

 

711

Wir sehen viele Wege

das gute Wort, das uns retten wird.

 

727

Wir sind nur Gast auf …

o Gott, …dann finden wir nach Haus.

 

730

Weder Tod noch Leben

wirst du mich bergen in deiner Treue.

Anlehnung an biblische Aussagen:

      

KG 601

      

Was ihr dem geringsten Menschen tut  (Mt 25,40)

 

KG 599

 

Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt  (Joh 1,26)

 

KG 598

 

Brich den Hungrigen dein Brot.  (Jes 58,7)

 

KG 580

 

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. (Mt 5,13.14)

 

KG 595

 

Ihr sollt Christi Hände sein, ihr sollt Christi Füsse sein  (Röm 13,10; 15,7. 1 Petr 4,10)

Anlehnung an Psalmen (Psalmlieder):

      

KG 378

      

Ein reines Herz erschaff in mir  (auch 379 nach Ps 51).

 

KG 384

 

Aus tiefer Not schrei ich zu dir  (auch 381 nach Ps 130).

Defiziterfahrung:

      

KG 591

      

Kein Friede unter den Menschen.

 

KG 578

 

….wir wirkten das meiste Leid.

 

KG 561

 

reiss mich aus den alten Gleisen.

Wählt man diese Form des Bussaktes, beginnt der Gottesdienst mit dem Liturgischen Gruss (ohne Eingangslied) und der Einführung. Diese leitet über zum Busslied (Strophenwahl vornehmen). In der Versöhnungsbitte wird das entscheidende Stichwort (einschlägige Satz) nochmals aufgegriffen.

Beispiel eines Bussaktes mit dem Lied 595 „Weit wie das Meer ist Gottes grosse Liebe“:

Einleitung zum Lied: «Wir stellen uns im Lied bei 596 mit unsern zwischenmenschlichen Mauern und unserer Verschlossenheit ins eigene Wesen der befreienden Liebe Gottes.» (Singen des Liedes 595).

Weit wie das Meer (Refrain) KG 596Weit wie das Meer (Refrain) KG 596
»»» vergrössern
Versöhnungsbitte: «Sprich uns frei, guter Gott, von Schuld und Sünde, brich das Gefängnis unseres eigenen Wesens auf und führe uns hinaus aufs Meer deiner Liebe, die uns begegnet und geschenkt ist in Jesus Christus, deinem Sohn im Heiligen Geist. Amen.»

 

 

 

NEBENBEI

Steht der Bussaktes am richtigen Ort?

Die Notwendigkeit, in den Messordo einen regulären, nicht nur fakultativen oder auf bestimmte Zeiten des Kirchenjahres beschränkten Bussakt einzubringen, war in der Reformarbeit keineswegs unbestritten. In der Bischofssynode von 1967 gab es dafür 108 Ja, 23 Nein, 39 «iuxta modum» (an Bedingungen gebunden). [A.Bugnini, Die Liturgiereform, Freiburg 1988, 380] 

Kaum diskutiert wurde die Frage, ob der Bussakt der Messfeier zur Entlastung des Einleitungsteils nicht besser an anderer Stelle unterzubringen wäre. Wie eben gesagt, wäre ja auch zu bedenken, ob die Häufigkeit und vergleichsweise stereotypische Weise, Sünden zu bekennen, nicht fast notwendig das Gespür für die menschlich-personale Tiefgründigkeit solchen Tuns und die Ernsthaftigkeit von Umkehr nivelliert. Im gleichen Zusammenhang wäre die Frage zu erörtern, ob die Bereitschaft oder Disposition so unvermittelt zum Beginn der Feier zur Einsicht von Fehlverhalten bereits gegeben sei. Der Problemkreis wird mit Recht auch im Kontext des Friedensgrusses behandelt. Der am 30.04.1988 von Rom anerkannte Messritus der Kirche Zaire fügt den Bussakt mit anschliessendem Friedensgruss unmittelbar ans Ende des Wortgottesdienstes an [L.Bertsch, Der neue Messritus im Zaire. Ein Beispiel kontextueller Liturgie. Freiburg 1993]. Auf diese Weise hat der afrikanische Messordo zusammengefügt, was eigentlich zusammengehört: Bussritus und Friedensgruss: «Wenn du deine Gabe zum Altar bringst..., versöhne dich zuerst.., schliess ohne Zögern Frieden.» (Mt 5,23).

Eine Gemeinde, die zuvor auf das Wort Gottes gehört hat, ist wohl sensibel geworden, ihr Versagen und Fehlverhalten vor Gott und den Menschen einzusehen und den Weg der Umkehr zu gehen. So kann der Liturge oder die Liturgin nach der Homilie die Gemeinde z.B. mit folgenden Worten zum Bussakt einladen: «Im Hinhören auf das Wort Gottes spüren wir, dass wir dem Anspruch Gottes nur unvollkommen genügen. Wir wollen uns auf unser Zurückbleiben besinnen (Stille). So sprechen wir jetzt gemeinsam das Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen ...». Diese Form eines Bussaktes, wie sie das KG 360 für einen «Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung» vorschlägt, ist grundsätzlich für jede Wortgottesfeier möglich. Sie könnte dazu beitragen, die Inpflichtnahme durch das Wort Gottes deutlicher ins Bewusstsein zu rücken. (Ende des Nebenbei)

Walter Wiesli






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