Katholisches Gesangbuch

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Schöpfung   

«Die Erde rollt, wer fängt sie auf , wer hält sie in der Waage?» So zu lesen (zu singen) im Kirchengesangbuch (KG 572). Die Frage ist berechtigt, wo ja doch die Ozonschicht löchrig wird, die Klimakatastrophen zunehmen und das Artensterben rasant voranschreitet. Für viele ist dieser naturschützerische Ton in den neuen Gesangbüchern ungewohnt. Trotzdem leuchtet ein, dass eine Botschaft, die fortwährend vom Leben («Leben in Fülle» Joh 10,10) redet, entschieden gegen alles antreten muss, was lebensfeindlich und lebensbedrohend ist. Zugegeben, es ist schwierig vom «Müll» zu singen, – so schwierig offenbar, wie dazu ein guter Reim zu finden ist: «Wir lebten auf höchstem Stand, wir schufen die grösste Füll’, erzeugten den lautesten Lärm und häuften den meisten Müll» (KG 578). Dennoch muss ein Glaube, der die Erde liebt, von der Schöpfung und ihrer Gefährdung reden. Das KG tut dies auf ganz verschiedene Weise:

Da gibt es die zarten Töne im Sonnengesang des hl.Franz von Assisi, der noch ungebrochen auf Geschwisterlichkeit zur «schönen Schwester Wasser» und zu unserer «Mutter Erde» setzt (KG 572). Zeitgenössische Dichter gehen das Thema Mensch/Schöpfung ähnlich an. Der Mensch ist solidarisch mit allen andern Lebewesen eingebunden ins Werden und Sterben des Lebens: «Schön im Stirb und Werde kreist die Mutter Erde, trägt was ihr gegeben: Gottes Leben» (KG 573). Wenn diese unsere Mutter Erde «an dir und mir« stirbt (KG 583), dann ist unser Schicksal ebenfalls besiegelt. Es wundert nicht, dass angesichts der zunehmenden Bedrohung der Natur die zum Umdenken und Handeln mahnenden Stimmen sich häufen (KG 570, 575, 577, 583).

Daneben gibt es im Kapitel «Gottes Schöpfung» andere Töne, die vermehrt dem Dank, dem Lobpreis und der Freude Raum geben. Das Wissen, dass Gott seine Schöpfung liebt und er «die Welt aus ihrem Tod holt» (KG 579), ermutigt zur Hoffnung. Auch die unbeschwerte Freude an der Natur hat ihre Berechtigung, sie weckt positive Kräfte und öffnet den Blick für die unwiederbringliche Schönheit der Natur (KG 574, 582, 584). Die berechtige Sorge um die Zukunft der Erde sollte für die Wahrnehmung des Schönen und Wundersamen in der Schöpfung nicht blind machen. Zwei Lieder tun dies in kindlicher Unbeschwertheit (KG 581 und KG 582), – Lieder, die ursprünglich für Kinder geschaffen wurden, teilweise aber auch problemlos mit Erwachsenen zu singen sind. Blumen, Käfer und Wolken «sollen in viel tausend Weisen Gott, der sie gemacht hat, preisen» (KG 581), – so spricht einfache, aber durchaus solide Theologie. Sogar wenn die Gemeinde in unkomplizierter Dreiklangsseligkeit lauthals bekennt: «Niemand ist grösser als unser Herr und Gott», so erklingt jenes im Gloria angesprochene selbstlose Lob, das nie genug zu singen ist.

Wie in andern Kapiteln ergänzen Gebetstexte die Lieder und unterstreichen die Bedeutung des Anliegens. Beim Weiterblättern zum nächsten Kapitel spürt man auch, dass der Umgang mit der Schöpfung sehr rasch den Menschen einholt. Denn: «Kein Friede unter den Menschen ohne Frieden mit der Natur» (KG 591).

Walter Wiesli




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