Katholisches Gesangbuch

Orgelbuch III   

KG-ORGELBAND III: Transponierte Begleitsätze

Die Festlegung der Tonhöhe für Lieder im Gemeindegesang ist nicht erst seit Erscheinen der KG­-Orgelbücher ein Dauerbrenner. Als Grund für zu hoch empfundene Tonlagen wird oft der tiefere Normalton im 16.und 17.Jahrhundert genannt. Dem gegenüber ist leicht nachweisen, dass die Gesangbuchschaffenden ihre Tonhöhen schon früher nicht mehr auf das Original abstützten, sondern sich von pragmatischen Überlegungen leiten liessen. So beispielsweise die Festlegung der KG-Tonhöhen das Bemühen, mit dem RG (reformierten Gesangbuch) die gleichen Tonarten zu wählen, die den Ge­brauch von Intonationen und Versetten für beide Bücher möglich machten. Nicht zuletzt konnte man nur schwer dem Wunsch widerstehen, Tonarten zu wählen, die in der reichlich vorhandenen Orgelliteratur zu vielen Liedern eben doch bereits festgeschrieben sind.

Die Diskussion bezüglich transponierter Orgelsätze im Umfeld des KG fand auf verschiedenen Ebe­nen statt. Mittels einer Umfrage in den Heften 5/99 und 6/99 von «Singen und Musizieren» initiierte der Arbeitskreis für katholische Kirchenmusik (AKK) eine Umfrage zum Orgelband I und II. Sie hatte u.a. eine Fülle von Wünschen zu den Tonhöhen der Lieder zur Folge. Im Anschluss daran legte der AKK eine Wunschliste von 132 Liedern vor, die mehrheitlich tiefere Tonarten anregte. Parallel dazu bemühte sich eine gezielte Umfrage des KGB-Vereins ebenfalls um das Ermitteln der verschiedenen und unterschiedlichen Gründe für den verbreiteten Ruf nach tieferen Begleitsätzen. Die meisten Argumente stammen aus der Alltagspraxis, so etwa folgende Auskünfte zu konkreten KG-Liedern: «Ein mühsames Lied (336), ein anstrengendes Lied (520), im Quartsprung nimmt mir kein Mann das e“ (509), am Morgen soll man die Leute nicht mit dem d“ (671) quälen.... » Die Probleme wurden auch noch etwas differenzierter umschrieben. D­-dur wird vor allem dann für eine Durchschnittgemeinde mühsam, wenn der Tonraum über der Quinte betont wird (194, 198, 520). Wenn der tiefste Ton nur zur Tonika führt, lässt sich C­-dur meist rechtfertigen. Manche G-dur Lieder klingen auch in F-dur noch gut, wenn d‘ nicht unter­schritten wird. Der Wunsch nach einer tieferen Tonart stellt sich vor allem ein, wenn die Melodie häufig im Tonraum h‘-d“ verharrt (147, 211). Lieder in F-dur werden dann anstrengend, wenn die Melodie vorwiegend um die Quinte kreist (336, 451). Dann bietet sich Es-dur an, womit allerdings manches Lied seine Frische und seinen Glanz verliert. Im Vorwort zum Orgelband III wird darauf hingewiesen, dass mit etwas Übung Es-dur auch als E-dur gelesen werden kann. «Lobt Gott, ihr Christen» (336) würde uns diese Mühe wohl danken!

Bei der Frage, wie viele Lieder schlussendlich zu transponieren seien, gingen die Meinungen weit auseinander. Die Herausgeber entschlossen sich für einen grosszügigen Mittelweg und bieten nun 176 transponierte Begleitsätze an. «Grosszügig» versteht sich in diesem Zusammenhang auch als To­leranz im Blick auf die Qualität der Ausführung. Denn das Wecklied «Wachet auf» (210) beispiels­weise mit b zu beginnen und zu schliessen, ist keine ideale Lösung. Man nimmt sie in Kauf, um den grossen Ambitus einigermassen zu meistern. B-dur als Kompromisslösung kommt allerdings nur in sechs Fällen vor. Als häufigste Tonart ist Es-dur zu finden (35mal). Für weniger versierte Spie­ler/innen bietet es weniger Probleme als E-dur. Fast so häufig ist F-dur mit 31 Sätzen vertreten. Und um jene zu versöhnen, die die fünf Sätze ins As-dur resp. f-moll nicht mögen, macht sich auch C-dur mit 27 Sätzen stark. Etwa ein Dutzend dorische Melodien steigen ab von e‘ nach d‘, resp. von d‘ nach c‘.

Im Inhaltsverzeichnis werden acht weitere Melodien aufgeführt (7, 138, 181, 240, 508, 530, 728, 781), die sich mit Begleitsätzen des Orgelbands III begleiten lassen, aber im Buch selber nicht abgedruckt werden. Zwei Sätze bieten verschiedene Begleitungen für gleiche Melodie an (145/579, 562/577). Drei Begleitsätze sind neu: 208, 344, 579. Wo es der verfügbare Platz einer Seite erlaubte, wurden den Noten weitere Strophen unterlegt.

Die Herausgeber des Orgelbands III verstehen diese Edition nicht als Flickwerk der beste­henden Orgelbücher I und II. Es wird so bleiben, dass in unsern Gottesdienstgemeinden mit unterschiedli­chen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu rechnen ist. Auch in derselben Gemeinde ist man dankbar, wenn beispielsweise für Früh- und Spätgottesdienste Begleitsätze in unterschiedlichen Ton­höhen vorhanden sind. Die Erfahrung zeigt, dass eine tiefere Intonation sich oft nur als vorübergehende Massnahme aufdrängt: Mit zunehmender Sicherheit wird öfters das Singen in einer höheren oder ursprünglichen Tonart wieder möglich. In diesem Sinn erfüllt der Orgelband III auch eine Trittbrettfunktion».

                                                                                                                                 Walter Wiesli




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