Katholisches Gesangbuch

KG thematisch   

Das KG thematisch erschlossen

Inhalt und Aufbau

Das KG ist das Rollenbuch der Gemeinde.

Es führt ein in den Sinngehalt der gottesdienstlichen Feiern und bietet alle gesanglichen und textlichen Elemente, die die Gemeinde benötigt. Modelle und Aufbauschemata erleichtern die sachgemässe Gestaltung unterschiedlichster Feiern.

Das KG ist ein Glaubensbuch

Es erschliesst die Tiefen unsres Christseins und zeigt Wege zur Gestaltung des Alltags. Es greift so über den gottesdienstlichen Rahmen der Gemeinde hinaus und bietet sich an für das Beten und Feiern in der Familie, in Kleingruppen und in Hauskreisen.

Das KG steht im Dienst der Ökumene

Knapp die Hälfte des Liedgutes wird mit dem Buchstaben ö als ökumenisch gekennzeichnet, d.h. diese Gesänge stimmen in Text und Melodie überein mit den Fassungen, die von der interkonfessionellen und internationalen Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut (AÖL) erarbeitet wurden. Dies führte zu vermehrter Gemeinsamkeit mit andern Gesangbüchern. Das Symbol + bezeichnet Gesänge, die mit den Gesangbüchern der Evangelisch-reformierten Kirche (RG) und mit der Christkatholischen Kirche (CG) der Schweiz identisch sind. Eine Klammer (+) besagt, dass für diese Gesänge bezüglich Text oder Melodie geringfügige Abweichungen bestehen. Über Differenzen zum RG gibt eine Liste am Schluss des KG Auskunft.

Der Gesamtaufbau

Er folgt einem lebenstheologischen Ansatz. Er geht aus vom Geheimnis unserer Lebensgemeinschaft mit dem Dreieinen Gott (erster Teil), zeigt deren Entfaltung im menschlichen Leben (zweiter Teil) und verweist auf unsern Auftrag als Christen in dieser Welt (dritter Teil).

Die Gliederung von Gesängen und Gebeten

Ihr liegen thematische und funktionale Kriterien zugrunde. Text- und Liedteil sind nicht getrennt, vielmehr werden alle gesanglichen und textlichen Elemente, die eine Feier oder eine liturgische Zeit betreffen, als geschlossene Einheiten dargeboten. Dies soll die Zuordnung von Gesängen und Texten erleichtern und zur gestalterischen Vielfalt anregen. Die Messgesänge sind nach ihrer liturgischen Funktion aufgeführt.

Gesänge

Das Strophenlied

Das Sreophenlied bildet den grössten Gesangsanteil. Akzente setzen das glaubensstarke Gemeinschaftslied des 16. und 17.Jahrhunderts und mit erheblichem Zuwachs das Liedgut unseres Jahrhunderts. Neben der biblischen Verwurzelung der alten Lieder (111 Psalmlieder, Psalmzitate oder Psalmparaphrasen) kommt nun vermehrt auch das Lob der Schöpfung und das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit zum Zug. Hinweise wie V (Vorsänger, Vorsängerin) und A (alle) regen zum dialogalen Wechsel und zum differenzierten Eingehen auf die Eigenart von Melodie und Text an.

Die Herkunftsangaben  

Angefügt unter den Gesängen weisen sie auf die Verfasserschaft und Erstveröffentlichung bzw. älteste Quelle hin. Eine Jahreszahl in Klammern bedeutet, dass das Lied wahrscheinlich in diesem Jahr entstanden ist. Eine Reihe von Liedern stammt von mehreren Autoren oder aus verschiedenen Zeiten und Orten. Die Aufzählung solcher Angaben spiegelt den Weg der Überlieferung, den ein Lied durchlaufen hat.

Tempo und Grundschlag

Sie richten sich nach verschiedenen Gegebenheiten: Charakter von Text und Melodie, Grösse und Art des Raums, Anzahl der Singenden, Anlass, Absicht. Das Grundmass ist die über die Taktbezeichnung gesetzte Grundschlagangabe.

Die Sprache der Lieder

Die Sprache der Lieder wurde sorgfältig geprüft, insbesondere auch im Blick auf den Sprachwandel und das unterschiedliche Empfinden gegenüber altertümlichen Formulierungen. Die ursprüngliche Stimme der Autorinnen und Autoren wird so weit wie möglich respektiert und ihre ausgeprägte und meist bibelnahe Bildsprache nicht angetastet. Zeitgenössische Autorinnen und Autoren wurden gebeten, eine Sprache zu wählen, die sich für eine Vielfalt von Gottesbildern offen hält und niemanden ausschliesst. Damit Kinder ihren Platz in der normalen Gottesdienstgemeinde leichter finden, sind einige wenige Dialektlieder aufgenommen worden. Es empfiehlt sich, diese Texte in die ortsgebundene Sprache zu übertragen.

Die Gemeindepsalmodie

48 Psalmen sind für den Gemeindegesang eingerichtet und bereichern damit das gottesdienstliche Beten und Feiern. Sie basiert auf den acht resp. neun traditionellen mittelalterlichen Tönen, auf welche die sprachliche Aufbereitung der Psalmen eigens Rücksicht genommen hat. Die Singweise erfolgt in zwei Chorhälften oder Gruppen (angezeigt mit I und II), kann aber auch im Wechsel zwischen einem Vorsänger oder einer Vorsängerin und einer Gruppe (Gemeinde) stattfinden. Die Psallierweise wird über dem Psalm angegeben. Jedes der neun Modelle – zu Beginn jeweils mit einer römischen Ziffer bezeichnet – ist gleich aufgebaut: Es beginnt mit einer aufsteigenden Tonfolge (Initium, fehlt im VII. Ton), verharrt dann über mehreren Silben auf gleicher Tonhöhe (Ténor), markiert mit einer einfachen Tonformel die Versmitte (Mediante, im Text mit einem Asteriscus * bezeichnet), um dann nach der Wiederaufnahme des Ténors mit einer meist fallenden Schlussformel (Finalis) zu schliessen. Das Initium wird in den Psalmen nur im ersten Vers, in den Lobgesängen (z.B. im Magnificat)  zu jedem Vers gesungen. Eine längere erste Vershälfte wird mit einer Tonbeuge (Flexa) gegliedert. Diese wird im Notenbild mit einer kleinen eingeklammerten Note bezeichnet, im Text mit einem Schrägstrich (/) am Zeilenende vermerkt. Eingeklammerte Noten können bei Bedarf entfallen. Die Unterstreichung im Text markiert die Abweichung vom Ténor. Eine Klammer besagt, dass mehrere Silben auf dem gleichen Ton zu singen sind. Ein längerer Gedankenstrich im Text (–) bezeichnet die Stropheneinteilung. Der Übergang von Vers I zu Vers II erfolgt pausenlos in ruhigem Fluss, während der Asteriscus eine Pause markiert, in der das Gesungene nachschwingt und der Atem sich ganz natürlich erneuert.

Während die Texte der singbaren Psalmen der Einheitsübersetzung der Bibel entnommen sind, eignen sich zwölf weitere  Psalmen (Nr. 638–649) besonders als Lesetexte. Ihre sprachliche Fassung begünstigt das gemeinsame Sprechen. Auch diese Psalmen werden von einem Leitvers umrahmt, der nach Möglichkeit zu singen ist. Ihre für solistischen Vortrag konzipierte Melodiefassung findet sich im Cantionale zum Kirchengesangbuch. Sie werden vor allem als Antwortpsalm oder in Verbindung mit den Gemeindeversen vorgetragen.

Der Leitvers (Lv)

Der Leitverse hebt als Rahmenverse einen Leitgedanken des Psalmes hervor. Nachdem er zu Beginn solistisch oder von einer Gruppe vorgetragen wird, repetiert ihn die Gemeinde. Am Schluss stimmt die Gemeinde unverzüglich in den Lv ein. Unter dem Notensystem werden die Psalmtöne vermerkt, zu denen der Lv musikalisch passt. Die römische Ziffer muss mit jener vor dem Psalmton übereinstimmen. Der darauf folgende Buchstabe bezeichnet den Ténor.

Die Gemeindeverse

Gemeindeverse bezeichnen die Funktion von Leitversen. Nach einer alten Tradition begleitet Psalmengesang einzelne Handlungen wie die Prozessionen beim Einzug, zur Gabenbereitung und zur Kommunion. Die vorgeschlagene Gemeindevers (Lv) passt zu einem bestimmten liturgischen Anlass oder zum Kirchenjahr. Die Wahl eines passenden Psalmes ist frei. Es eignen sich dazu die einfache Psalmodie des KG, die anspruchsvolleren Formen des Cantionale oder anderer Sammlungen. Der wichtigste Psalm der Messfeier ist der Antwortpsalm. In diesem wesentlichen Element des Wortgottesdienstes macht sich die Gemeinde das in der Lesung verkündete Wort Gottes zu Eigen: Dabei antwortet sie mit dem Leitvers auf den solistisch vorgetragenen Psalm.

Der Kehrvers (Kv)

Der Kehrvers hat eine mit dem Leitvers vergleichbare Funktion. Auch er wird zu Beginn solistisch oder von einer Gruppe vorgesungen und danach von der Gemeinde repetiert. Am Schluss, gelegentlich auch innerhalb des Stücks, wird er beim Zeichen Kv von der Gemeinde erneut aufgenommen.

Der Kanon (Ka)

Der Kanon ist ein zunächst einstimmiges Musikstück,  das sich zur Mehrstimmigkeit entfaltet, wenn mehrere Gruppen in bestimmten Abständen nacheinander einsetzen. Die kleinen Ziffern über dem Notensystem zeigen an, wo die Gruppen einzusetzen haben; die Fermaten (‚Auge über der Note’) markieren den gemeinsamen Schluss. In der Regel wird der Kanon zunächst von allen einstimmig gesungen, dann folgen die  Kanoneinsätze. Es ist sinnvoll, zu Beginn die Anzahl der Durchgänge anzusagen. Kanonstimmen können durch Instrumente gestützt oder ersetzt werden. Einfache Formen (z.B. Nr. 556) lassen sich rufartig mit andern Elementen (Liedern, Psalmen, Texten) verbinden, aufwendigere Formen (z.B. Nr.552) sind selbständige Gestaltungselemente und meist nur von Kleingruppen oder Chören zu leisten

Der Gregorianische Gesang

Er gehört zum ältesten Schatz liturgischen Singens. Die drei vorliegenden Messen und Einzelstücke entstammen der „Editio Vaticana“ des Graduale Romanum. Die Notation im Vierliniensystem hat ihre spezifische Stärke im Eingehen auf die differenzierte Wort-Ton-Beziehung, die dieser Gesangsart eigen ist und sie von der mensurierten und taktgebundenen Musik wesentlich unterscheidet. Dabei leisten die Gliederungszeichen wichtige Interpretationshilfen. Es sind dies der Viertelstrich, der Halbstrich, der Ganzstrich und der Doppelstrich. Je nach Grösse der Zeichens bewirken sie in der Regel eine kleinere oder grössere Verbreiterung der vorausgehenden musikalischen Einheit, einer Einzelnote oder eines Motivs. Der Kontext entscheidet, ob eine musikalische Kadenz (ein Schluss oder Halbschluss) gemeint und eine kleine Atemzäsur zulässig ist. Beim Halbstrich kann Atem geschöpft werden ohne allerdings den rhythmischen Fluss zu unterbrechen. Beim Ganzstrich fügt man in der Regel eine Zäsur vom ungefähren Wert einer Note ein. Der Doppelstrich findet sich am Ende eines Stücks oder er deutet innerhalb eines Gesangs den Wechsel zwischen zwei Chorhälften an. Das letzte Zeichen (Custos) einer Notenlinie macht auf den ersten Ton der nächstfolgenden Linie aufmerksam. Das waagrechte Strichlein (Episem)  über einer Note oder Notengruppe bewirkt eine geringfügige Verbreiterung, über deren Gewicht der musikalische Kontext entscheidet. Die römische Ziffer über dem Ende der ersten Notenlinie gibt das ungefähre Alter der Melodie an.

Halslose Noten

Sie deuten an, dass sie nicht in ein Taktschema eingebunden sind und ihre Dauer nicht metrisch bestimmt ist. Melodien in dieser Notation verlangen ein durch den Sprechrhythmus bestimmtes Singen, d.h. die Tonlängen entsprechen ungefähr den gesprochenen Silben (Kantillation). Die musikalische Gliederung erfolgt mit den gleichen vier Phrasierungszeichen, die auch der Gregorianische Gesang verwendet. Sie haben eine gleiche sprachrhythmische Funktion bezüglich der Verbreiterung von Tönen, dem Herbeiführen von Schlüssen oder Halbschlüssen und der gegenseitigen Zuordnung von Satz- und Wortteilen. Das Episem dient auch hier einer kontextbedingten Verbreiterung des Tones. Als zusätzliches Zeichen wird ein Komma auf der ersten Notenlinie verwendet. Es bewirkt eine spannungsgeladene kurze Pause auf meist kurzen Silben, die gewissermassen Energien anstaut und auf ein Weitergehen hindrängt («Herr,’ öffne meine Lippen»). Eine ähnliche Funktion hat das Episem auf einer kurzen Silbe (Gott, Geist): Ein kurzes rhythmisches Verweilen führt den Spannbogen auf die nächste Silbe hin.

Notationsbehelfe

Es sind dies Zeichen, welche die Zuordnung von Noten auf bestimmte Silben regeln: Der Bogen unter einzelnen Buchstaben oder Textsilben besagt, dass auf dieser Silbe ausnahmsweise mehrere Noten zu singen sind (im Notenbild werden diese Noten mit einem punktierten Bogen verbunden). Die Klammer unter mehreren Silben bedeutet, dass diese entweder auf dem gleichen Ton zu singen sind (vgl. Psalmodie) oder dass diese Silben unter eine einzige Melodienote zu liegen kommen, die in zwei Werte gleicher Länge aufgespalten wird.

Urheberrechtlich geschützte Stücke

Sie werden am Schluss des KG in einem Quellennachweis (geordnet nach Rechtsträgern) aufgeführt.

In der Rubrik Verzeichnisse findet sich eine nach Nummern geordnete Liste aller Rechteinhaber von Gesängen. Eine Vervielfältigung geschützter Gesänge oder Texte bedarf grundsätzlich der Genehmigung der Rechtsinhaber.

Das Cantionale

Das Cantinale ist neben den Orgelbüchern eine unverzichtbare Ergänzung zum KG. Es bietet alle Gesangselemente, die den Vorsängern und Vorsängerinnen zustehen. Dazu zählen Wesensbestandteile der Liturgie wie der Antwortpsalm, aber auch die solistische Psalmodie insgesamt. Darüber hinaus finden Chöre im Cantionale mehrstimmige Liedsätze, die im dialogischen Wechsel mit der Gemeinde die aktive Teilnahme aller ermöglichen und die Erfahrung gemeinsamen Feierns vertiefen.

Texte

Die Einführungen im Kleindruck

Sie verfolgen das Ziel, einzelne Feiern, Festkreise und Vorkommnisse in Gemeinde und Familie als Ereignisse in unserer Lebensgemeinschaft mit Gott zu verstehen und das Gefeierte tiefer zu verstehen. Mehrheitlich handelt es sich um liturgische Einführungen, die den Gehalt einer Feier erschliessen und Gottesdienstgestaltern und -gestalterinnen Hilfestellung für einen sachgemässen Vollzug geben. Die den Feiern vorangestellten Aufbau-Modelle lassen mit einem Blick deren Struktur erfassen und erleichtern damit die Vorbereitung und den Mitvollzug. Gelegentlich mag es hilfreich sein, eine kurze Erklärung vorauszuschicken oder erläuternde Kommentare diskret einzuflechten.

Die sakramentlichen Feiern

Sie umranken das Leben des Christen von der Geburt bis zum Sterben. In den verschiedenen Lebenssituationen und Lebensphasen sind sie wiederkehrende Heilszusagen Gottes, die uns zu einer tieferen Verankerung unseres Daseins in seinem Geheimnis führen. In den Segnungen kann jeder Christ diese Zusage auch weitergeben. Es werden im Buch alle im Gemeindeleben wesentlichen sakramentlichen Feiern und deren Texte und Gesänge vorgelegt. Viele hier abgedruckte Anweisungen und Texte sakramentlicher Riten sind als Vorschläge zu verstehen, für die in der jeweiligen Situation eigene Formulierungen gebraucht werden können. Feiern wie die Segnungen im Familienkreis oder in Gruppen regen an, Gottes Nähe auch im Alltag wahrzunehmen und mit seiner Gegenwart zu rechnen.

Das Stundengebet

Das Stunden- oder Tagzeitengebet der Kirche soll vermehrt wieder in den Gemeinden Eingang finden (SC Nr.100). Neben den strukturell festgeprägten Formen der Laudes, der Vesper und der Komplet sind vereinfachte Gebetsformen möglich, die bei verschiedenen Anlässen und Tagzeiten mit Liedern, Psalmen und Schriftlesungen von Kleingruppen gefeiert werden können. Materialien dazu bieten u.a. die Wechselgebete und die persönlichen Gebete. (vgl. Kleines Tagzeitengebet)

Die Wechselgebete

Sie werden im Wechsel zwischen Sprecher oder Sprecherin (V) und der ganzen Gemeinde (A) gebetet. Strukturell sind sie alle ähnlich konzipiert: Dem V ist der reflektierende, meditierende oder bekennende Anteil zugedacht, während A lobpreisend, bittend oder dankend antwortet. Die 43 Wechselgebete erstrecken sich über alle Zeiten des Kirchenjahres und Themen des Gesangbuches. Als gesprochene Wechselgebete lassen sich mitunter auch die Psalmen, Cantica und Hymnen einsetzen.

Gebete und Texte

Gebete und Texte sind eine in allen Kapiteln des Buches wiederkehrende Textgruppe. Es handelt sich um  Gebete für unterschiedlichste Situationen oder Anlässe, teilweise aber auch Denkanstösse, die ein Thema vertiefen. Viele eignen sich für gottesdienstliche Anlässe, andere möchten mehr zum persönliche Gebet anregen. Sie sollen helfen, im Alltag, in frohen und schweren Lebenslagen vor Gott eine Sprache zu finden. 

Walter Wiesli




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