Katholisches Gesangbuch

Liturgie als Antwort-Geschehen   

Die Antwort des Menschen auf Gottes Nähe und Handeln erfolgt auf unterschiedliche Weise. In der Theologie pflegt man diese verschiedenen Reaktionsformen in folgende drei Bereiche zu fassen: Glaubenszeugnis (Martyria), Glaubensdienst (Diakonia), Glaubensfeier (Leiturgia).

Auf diesen drei Ebenen bewegt sich sowohl die Antwort des einzelnen Menschen als auch das Handeln der Gemeinschaft jener Menschen, die Christus nachfolgen (Kirche, Gemeinde). Diese drei Antwortebenen existieren jedoch nicht isoliert voneinander, sondern durchdringen sich gegenseitig. Der Glaube und die Verkündigung der befreienden Botschaft (Martyria) findet ihr Echo im konkreten Dienst am Nächsten (Diakonia) und ruft nach der Feier dieses Glaubens (Leiturgia). Die Antwort-Struktur des christlichen Gottesdienstes ergibt sich nach Luther zwangsläufig, da im Gottesdienst nichts anderes geschehen kann, „denn das unser lieber Herr selbs mit uns rede durch sein heiliges Wort, und wir widerumb mit jm reden durch Gebet und Lobgesang“ (WA49,588, 15-18). Andererseits lässt sich der Gottesdienst von den übrigen Gemeindeaktivitäten nicht trennen, ja er kann überhaupt nur sinnvoll gelingen, wenn er im gesamten Leben sein Fundament besitzt. Das Bemühen um einen lebendigen Gottesdienst darf sich daher nicht allein auf eine bessere Gestaltung beschränken (so notwendig dies auch ist), sondern bedarf auch einer Verankerung in einem lebendigen Gemeindeleben. Umgekehrt bleiben alle Bemühungen der Katechese, Verkündigung und des sozialen, karitativen Tuns eindimensional, wenn sie nicht verankert sind in der gemeinsamen Feier dessen, was Grundlage allen christlichen Tuns ist: der Feier von Leben, Tod und Auferstehung Jesu.

Das II.Vatikanische Konzil hat die zentrale Bedeutung der Glaubensfeier für das Leben der Gemeinde mit folgenden Worten beschrieben: Die Liturgie ist „der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ (SC 10). Die Vorrangstellung der Liturgie, der Feier des Glaubens, wird offensichtlich damit begründet, dass Martyria und Diaconia nicht denkbar sind ohne einen lebendigen, das Leben gestaltenden und verändernden Glauben, der in der festlichen Feier des Glaubens sich ausdrückt (Leiturgia).




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