Katholisches Gesangbuch

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Maria im Lied   

«Maria, dich lieben...»

Seinerzeit begann das beliebte Marienlied etwas anders: «Maria zu lieben...» Die Anrede «dich» ist direkter, persönlicher, herzlicher. Dies ist allerdings nicht die einzige Änderung, die Textautor Friedrich Dörr (+1993) vorgenommen hat. Wer vermutet, es gehe hier nicht nur um ein paar sprachliche Verbesserungen, sondern um eine Art «Zeitansage zum Marienlied» liegt nicht falsch. Sie markiert in der Tat einen Frömmigkeitstrend: Maria wird bibelnäher gesehen, ganz und gar hingeordnet auf Jesus, konsequent gemäss ihrer Weisung: «Was er euch sagt, das tut.» (Joh 2,5). Sie war eine Frau, die mit Anfechtungen, Zweifeln und Ängsten umgehen musste. Im Vergleich zur Vorgängerin  KGB (1966) ist die Menge der Marienlieder in etwa gleich gross geblieben. Einige Gesänge, die den textlichen oder melodischen Anforderungen nicht genügen konnten, wurden durch neue Lieder ersetzt. Man gewann auch sie allmählich lieb, nicht nur, weil das Marienbild um ein paar neue Farben bereichert wurde, sondern viele Lieder an Charme und Zärtlichkeit den alten ebenbürtig sind. So beispielsweise das schlichte «Mädchen, du in Israel» (KG 757), in dem das Staunen Erregende der Erwählung Mariens in Ton und Sprache durchklingt. Es lässt spüren, wie Gott sich zum Kleinen («kleine Tochter»), Niedrigen und Unbedeutenden hingezogen fühlt. Es bewegt auch, wenn man sich mit Maria in den «Scharen von Schwestern und Brüdern im Glauben» weiss und das Echo von Marias Gesang einem selber Lust macht, ins Magnificat einzustimmen (KG 762). Das Magnificat ist in fünf Liedfassungen und drei wörtlichen Übertragungen singbar. Das Marienlob kommt erzählerisch und fabulierend zur Sprache (KG 747, 748), vermittelt sich aber auch in der ikonenartigen Bildsprache der alten marianischen Antiphonen (KG 752, 752.1, 755, 758, 761, 766).

Die Marienverehrung ist tief im katholischen Bewusstsein verwurzelt. Und so wundert es nicht, dass Veränderungen in dieser Liedsparte Rückfragen oder Kritik veranlassten. Weil dies bereits im Vorfeld der Arbeiten bekannt war, haben die Beauftragten dieses Kapitel mit besonderer Umsicht und theologischer Sorgfalt bearbeitet. Konkret heisst dies: Maria war so zu sehen, wie die Bibel resp. Jesus sie gesehen hat und wie Maria selber über sich dachte: «Ancilla Domini, Dienerin des Herrn.»

Der alte Merksatz «Durch Maria zu Jesus» scheint nicht nur in den Liedern, sondern auch in den Texten deutlich durch. Sie beten in der kräftigen Bildsprache des hl.Franz von Assisi (KG 779.7), solidarisieren sich mit Maria als «Schwester im Glauben» (KG 744, 779), meditieren Mariens Lebensweg (KG 777) und führen im Magnificat immer wieder zu Mariens Mitte (KG 775, 776) zurück. Der Prüfstand für die Marienfrömmigkeit im KG heisst:  «Werde ich stehen können wie deine Mutter, wenn Leid mich niederdrückt? Werde ich bleiben können wie deine Mutter, wenn alle dich verlassen? » (KG 779.6).

Walter Wiesli  




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