Chor und Liturgie
Der Chor in den neuen Liturgieformen
Der Chor im Kontext der Gemeindeliturgie
Im liturgischen Handeln «soll jede(r) das, und nur das tun, was ihm vom Wesen der Sache her» zukommt (SC 28). Liturgie ist eine kommunikative, dialogale, rollenorientierte Dramaturgie, in der der Chor im Kontext der feiernden Gemeinde seine spezifische Rolle wahrnimmt. Er tut dies nicht allein in der Messfeier, sondern in jeder entfalteten Liturgie. Er verschönert also den Gottesdienst nicht nur und setzt ihm etwas mehr Glanz und Festlichkeit auf. Deshalb zelebriert er kein Eigenleben, sondern hat im Gefüge dieses heiligen Spiels eine in die Gesamtregie dieser Dramaturgie eingebundene Funktion, die die Möglichkeiten der Gemeinde ergänzt. Diese Bedeutung und liturgische Berufung sollte vor der Gemeinde bei Neuaufnahmen von Mitgliedern in Form von liturgischen Beauftragungen immer wieder in Erscheinung treten.
Der Chor in Wortgottes-Feiern
Wortgottesdienste erfreuen sich weit herum nur geringer Sympathie. Es ist nicht schwer, dafür Gründe zu nennen. Fürs Erste wirkt bei uns Katholiken ein antireformatorischer Reflex nach: Reformatorische Gottesdienste sind «Wortgottesdienste», Predigtgottesdienste, katholische Gottesdienste ist haben sich im Verlauf der Geschichte vor allem die Messe konzentriert. Es wäre noch immer darauf hinzuarbeiten, dass die Gläubigen die Präsenz Christi im Wort eben so ernst nehmen wie im Brot, «da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden.» (SC 7). Zum Zweiten: Wortgottesdienste sind oft sehr wortlastig, Redegottesdienste, es fehlen ihnen manche Elemente echten Feierns: Das Dialogische, Kommunikative, echte Rollenaufteilung, die Wort-Antwort-Dynamik, – und vor allem die reiche Palette musikalischer Elemente. Weil in Ermangelung eines Priesters Wortgottesdienste manchenorts zu Ersatzfeiern wurden, fühlen sich Chöre wenig motiviert, in «Liturgien zweiter Klasse» mitzuwirken. Dies führt dazu, dass durch Unkenntnis und Phantasielosigkeit die vielfältigen musikalischen Möglichkeiten von Wortfeiern selten ausgenützt werden. Die verschiedenen Wortfeiertypen sind im Vergleich zur Messe bezüglich der musikalischen Gestaltung offener lassen einen grossen Formenreichtum zu. Nennen wir einige Typen:
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Wort Gottes-Feier: |
Es geht um das Wort Gottes und seine Deutung/Bedeutung |
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Fürbitt-Gottesdienst: |
Die Fürbitte als eine christliche Grundgeste der Solidarität und Grundhaltung des Betens (vgl. Karfreitag). |
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Buss-Gottesdienste: |
Das Leben wird unter der Verheissung, dem Gericht und dem Erbarmen Gottes meditiert. |
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Tagzeiten-Gottesdienst: |
Das Wort wird in Lobpreis, Bitte und Klage verinnerlicht |
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Hymnischer-Gottesdienst: |
Der hymnischer Lobpreis dominiert (z.B. Kirchenkonzert) |
Ein Beispiele: Ankündigung des Advents
Eröffnung |
Orgelvorsiel: Nun komm, der Heiden Heiland |
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Lied. KG 307: Gemeinde und Chor (z.B.Satz Osiander) |
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Begrüssung |
Begrüssung und Einführung |
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Kyrie |
Kyrie-Tropus: KG 64: Chor und Gemeinde |
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Tagesgebet |
Vom Tag |
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Wort Gottes |
Kurze Hinführung zur Lesung: Jes 9,1-6 |
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Unterbrechung der Lesung mit KG 306 (Bezugnahme zur Lesung) |
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Lesung weiterführen |
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Antwort |
Antwortgesang: KG 628, CN 02.6, + Halleluja 0141 (4stg.) |
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Homilie |
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Orgelspiel (Versette zu Nun komm, der Heiden Heiland) |
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Credo |
Gemeinde oder mit Chor |
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Gebet |
Wechselgebet KG 323 |
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Fürbitten |
gesungen mit Ruf KG 71 oder KG 315.2 / Vater unser KG 33, 124 oder |
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Vaterunser-Meditation, umrahmt oder durchsetzt von KG 179 |
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Abschluss |
Mitteilungen / Lied: KG 307, letzte Str. / |
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Segen |
Segensbitte und Entlassung KG S.368 |
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Ausklang |
Orgelspiel zu Nun komm, der Heiden Heiland |
Der Chor im Tagzeitengebet
Das gemeinsame Beten im Tagzeitengebet könnte zu einer neuen Schule des Betens werden, zum Ort, wo Menschen wieder lernen, ihr Leben vor Gott zur Sprache zu bringen. Wir stehen damit aber am Anfang eines langen Weges. In einer säkularen Gesellschaft hat das Gebet einen schlechten Nährboden. Trotzdem ist alles daranzusetzen, dass dieses Bemühen gelingt. Die Tagzeitenliturgie wird künftig viele Gesichter haben, von ganz elementar einfach bis zu grosser Festlichkeit einer Domvesper. Es gibt dafür ermutigende Beispiele, wie etwa die Domvesper in St.Gallen, die jeden Dienstag mit guter Gemeindebeteilung stattfindet.
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Eröffnung |
Orgelspiel während des Einzugs der Liturgen |
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Eröffnungsruf KG 261, kann erweitert werden mit Chor-Halleuja CN 142 |
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Hymnus: |
KG 40 (1.Str), Ka 41, folgende Str. 4stg CN 40 |
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1.Psalm |
1. Psalm 139, KG 633.1, dazu Ka 710 den Psalm durchsetzend |
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Canticum |
KG 264, oder KG 650 |
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2. Psalm |
Chorspsalm nach Chorheft 2000, oder |
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KG 543 (Ka), dazu Psalm gesprochen, oder |
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KG 534 mit Chorversen Chorheft 2000, S.11 |
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Lesung |
Vom Tag oder nach Wahl |
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Antwortgesang |
KG 266, oder Gemeinde und Chor KG552 |
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Homilie |
Predigt oder kurze Ansprache |
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Orgelspiel |
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Gebet |
Lobgesang: KG 267, dazu Chor-Falsobordone CN 0131.2+3 |
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Fürbitten |
mit gesungenem Ruf (KG 256), Vaterunser KG 33 |
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Abschluss |
Mitteilungen |
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Orgelspiel |
alle setzen sich |
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Segen |
und Entlassung |
Der Chor in der Segensfeier
Der Christ ist zum Segnen berufen. Die Taufe befähigt ihn dazu, weil er – gehalten von Gottes Gnade und Liebe – selber zum Heilszeichen wird. Segnen ist somit nicht nur das Privileg der Ordinierten. Gerade durch segnende Menschen soll Gottes Nähe im Alltag spürbar und erfahrbar werden. Zum Segnen ist immer Anlass gegeben. Alle Lebensräume können Ort der heilenden Nähe Gottes werden.
Während manche Segnungen nun gerade in der alltäglichen, privaten, familiären Welt ihren Platz haben, gibt es auch pfarreiliche und gottesdienstliche Anlässe, in denen Segnungen sinnvoll sind: Segnung der Adventskränze am Vorabend zum ersten Advent; Kindersegnung bei der Weihnachtskrippe; Segnung der Sternsinger beim Auszug; Segnung der Früchte am Erntedankfest; Segnung von Pfarreiräumen oder Schulräumen; Segnung bei Ehejubiläen usw. Immer könnte der Chor wertvolle Beiträge leisten.
Der Chor in der Liedeinführung
Ungefähr die Hälfte des Singguts im KG ist neu. Es kann nur mit zielstrebiger und beharrlicher Arbeit angeeignet werden. Ein inzwischen bewährter Weg ist die Einführung eines Liedes im Gottesdienst selber, in dem man das Lied zu einem Teil der Verkündigung macht, – was es ja letztlich auch sein soll. Das Lied wird so zur behutsamen Hinführung zum Wort Gottes und erschliesst sich damit selber im Licht der Botschaft. Um dieses Ziel zu erreichen sind gewisse Voraussetzungen nötig. Meistens sind Vorsänger, eine Ansingruppe oder der Chor unabdingbar. Der Orgelpart kann durch ein Soloinstrument (Flöte, Saiteninstrument, Trompete usw.) zur leichteren Aneignung der Melodie ergänzt werden.
Walter Wiesli