Katholisches Gesangbuch

Armee-GB   

Aspekte des Armee-Gesangbuchs

Interview zwischen der Nachrichtenagentur Kipa und Walter Wiesli

Ein Armee-GB, wie sieht das aus?

Dass es Soldatengesangbücher gibt, ist nicht neu. Ich selber erinnere mich an zwei Vorgänger zum jetzigen Gesangbuch. Es bietet alles an, was es an Liedern zu einem Gottesdienst braucht: Für die Messfeier, fürs Abendmahl, für Wortgottesdienste oder kurze Besinnungen. Es enthält auch, was man für die verschiedenen Zeiten im Kirchenjahr braucht: Advent, Weihnachten, Ostern. Dazu verschiedene Texte zu verschiedensten Anlässen: Psalmen, Gebete in Krankheit und im Sterben usw.

Was ist daran neu?

Neu ist sicher, dass es das erste deutschsprachig-ökumenische Armee-GB in Europa ist. Zwar sind ökumenische Gottesdienste im Wehrdienst zunehmend die Regel, doch dass sie künftig gezielt aus Materialien der drei landeskirchlichen Gesang- und Gebetbücher KG/RG/CG gemeinsam schöpfen, ist neu und in dieser Form in den umliegenden Ländern noch unbekannt. Dies wurde möglich, weil diese drei Bücher bereits eine Liedökumene von 238 Lieder verbindet.

Neu im Vergleich zu den Gemeindebücher ist auch, dass es eher auf den Gebrauch für jüngere Leute ausgelegt ist. Es enthält eine ganze Reihe fremdsprachiger Lieder: Morning has broken, Wes hall overcome, israelische Lieder, Spirituals, Kanons u.a. Das Repertoire macht deutlich und erlebbar, dass jeder Gottesdienst ein kommunikatives und dialogales Geschehen darstellt, das von einer Vielfalt von Formen und Gattungen lebt. Einige Gesänge lassen sich mehrsprachig singen, andere  überschreiten mit zusätzlichen Sprachen unsere Sprachgrenzen. Erwähnenswert ist auch, dass wir auf ein Format verpflichtet wurden, das – wie alle andern militärischen Reglemente – den Munitionskanistern entspricht.

Wozu ein Armee-GB ?

Diese Frage ist sicher berechtigt, weil ja Dienstsonntage eher selten sind. Trotzdem macht ein solches Gesang- und Gebetbuch nur Sinn, wenn es alle üblichen Gottesdienstformen in allen Jahreszeiten abzudecken kann. Es gibt überdies auch Anreiz, ausserhalb des Gottesdienstes Orte der Besinnung und Stille zu füllen.

Der Chef der Armee für Personelles, Brigadier Andrey, sieht die Seelesorge und die damit verbunden Gottesdienste als etwas, das man in der Schweizerarmee nicht aufgeben möchte. Er betonte, dass in der Ausbildung und im Alltag der Wehrmänner die seelsorgerlichen und die damit verbundenen gottesdienstlichen Aufgaben ihre Bedeutung haben und behalten. Dabei kommt es weitgehend auf die Leiter der Truppe und deren Seelsorger an, ob im Dienstalltag ein Gottesdienst oder sonstiger religiöser Anlass eingebaut wird. Zudem weiss niemand, ob nicht ganz unerwartet eine Katastrophe eintrifft, wo dann solche Anlässe wieder sehr aktuell werden. Es kommt ja auch vor, dass jemand beim langweiligen Warten und Herumsitzen zu singen anfängt: „Schalom chaverim“ oder „Friede wünsch ich diir“. Ich kann mir auch vorstellen, dass kirchenferne Leute mal auf ein Lied oder einen Text stossen, der nachdenklich macht.

Und weshalb ökumenisch?

Wir haben in der Schweiz bezüglich ökumenischer Zusammenarbeit seit der Entstehung unserer Gesangbücher bereits viel Erfahrung. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, wo man sich nicht auf eine gemeinsame Fassung einigen konnte, wie etwa beim Lied „Es ist ein Ros entsprungen“. Dann muss jemand nachgeben und das kann hart sein. Im Übrigen war in den letzten zehn Jahren die ökumenische Grosswetterlage nicht immer gleich gut, - ich denke an die Eucharistiediskussion. Auch das kann die Zusammenarbeit belasten.

Verhältnis zwischen Auftraggebern und Kirchen?

Von Seiten der Kirchenleitungen und der Armeespitzen waren wir bezüglich Inhalt und Gestaltung völlig frei. Die Kirchen haben sich grosszügig gezeigt, indem sie der Armee ihre Rechte und Satzvorlagen unentgeltlich überliessen. Zum Schmunzeln: Die Armee war darauf bedacht, auf dem Kirchturm im Titelbild weder ein Kreuz noch einen Hahn zu platzieren. Zum Schutz des Konfessionsfriedens?

Walter Wiesli




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