Wer glaubt, «der kann’s nicht lassen, er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen» (Martin Luther). Gesang ist nicht zuerst Verschönerung des Gottesdienstes, sondern Ausdruck erlösten Daseins. In diesem Sinn wurde das Lied in Freude und Klage, in der Erfahrung von Gottes Nähe und Ferne zum Zeugnis des Glaubens. Wer es ernst nimmt, begegnet einer Geschichte und einem Lehrpfad christlichen Glaubens. Die Verkündigung nimmt diese Chance neu wahr.
Lied mehr als Verschönerung
Gottesdienst lässt sich als ein Wort-Antwort-Geschehen beschreiben. In der Darstellung dieser Wort-Antwort-Dynamik gibt es in der jüngeren katholischen Literatur frappante Ähnlichkeiten mit der bekannten Definition Luthers von 1544, nach der im Gottesdienst nichts anderes geschehen soll, «denn dass unser lieber Herr selbs mit uns rede durch sein Wort und wir widerumb mit jm reden durch Gebet und Lobgesang» (Clemen-Ausgabe, Bd. 2). Das Zweite Vatikanische Konzil bringt dies theologisch auf den Punkt: «Denn in der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk; in ihr verkündet Christus noch immer die Frohe Botschaft. Das Volk aber antwortet mit Gesang und Gebet.» (SC 33)
Im Zug der nachtridentinischen Reform wurde das Kirchenlied zu einem katechetischen Zugpferd. Doch die zahlreichen, vorab von den Jesuiten verbreiteten Liedsammlungen hatten den Katechismusunterricht und die Volksmission zum Ziel, nicht Liturgie und Gottesdienst. Seinen Sitz im gottesdienstlichen Leben erhält das Lied erst mit dem 2. Vatikanischen Konzil: Musik und Gesang werden zum «notwendigen und integralen Bestandteil» der Liturgie aufgewertet. (SC 112) Künftig ist die adäquate Antwort nicht ein Gesang zur Liturgie, sondern Gesang als Liturgie, die gesungene Liturgie. Erst damit werden innerhalb der Liturgie der funktionale Eigenwert der Gesänge und deren Verkündigungscharakter zu einem Thema.
Die Predigt (Homilie) im Wortgottesdienst schöpft aus der «Heiligen Schrift und der Liturgie, ist sie doch die Botschaft von den Wundertaten Gottes in der Geschichte des Heils…». (SC 35.2) Dass diese Wundertaten Gottes in der Geschichte des Heils nicht nur Paul Gerhards «Glucke, der Storch und der hochbegabten Nachtigall» besingen, sondern auch Lieder über Ängste, Sorgen und aktuelle Nöte, Lieder, die das Miserere der Unterdrückten rufen und das Maranatha der Wartenden und Hoffenden wachhalten, zeigen neuere Gesangbücher, unter ihnen auch das KG. Sowohl im traditionellen Singgut wie im neuen Lied stösst man auf ein erstaunliches «kerygmatisches Potential». Es ist somit keine Verlegenheitslösung, in Ermangelung anderer Möglichkeiten Lieder im Wortgottesdienst in die Verkündigung einzubeziehen. Liturgisch sinnvoll kann dies allerdings nur geschehen, wenn die vorgegebenen liturgischen Strukturelemente als Raster dienen. Die Wort-Antwort-Dynamik entstammt einer inneren Notwendigkeit und schuf Strukturen, die in diesem Zusammenhang organisch gewachsen sind.
Die Liedpredigt
Predigten über Lieder sind nicht neu. Zählen wir die Psalm-Predigten zu dieser Gattung, so gibt es davon ganze Bibliotheken. Vom griechischen Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus (4. Jh.) sind 58 Predigten erhalten, von Hieronymus (4. Jh.) 78, von Augustinus gar ein ganzes Buch (Enarrationes in Psalmos, 392 bis 418) usw. Den Begriff «Liedpredigt» fassen wir in diesem Zusammenhang freilich etwas weiter: Wir interpretieren resp. erlernen ein Lied im Kontext oder auf dem Hintergrund der biblischen Botschaft. Dabei folgen wir entweder der vorgegebenen Leseordnung oder wählen in einem speziellen Fall eine Lesung aus, die das Lied im Blick auf diese Botschaft erhellt. Die Auswahl einer Schriftstelle soll in der Regel «der jeweiligen Situation und religiösen wie geistigen Fassungskraft der Teilnehmer entsprechen» (AEM 313).
Die Liedkatechese
Während in der Lied-Predigt nicht unbedingt eine zwingende Verbindung zum Bibeltext bestehen muss, – sie wäre wünschbar – führt eine Lied-Katechese direkt auf diesen Bibeltext hin. Sie bildet gewissermassen den «hermeneutischen Anmarschweg». Die Erschliessung des Liedes hat einen Eigenwert und wird dennoch zu einer Wegbereitung für die Erhellung des Bibeltextes. Obwohl Wort und Antwort theologisch sauber zu trennen sind, kommt es im liturgischen Vollzug öfters zu einer wechselseitigen Durchdringung:
Das Wort Gottes ergeht in, mit und unter der Antwort der Gemeinde. Diese Antwort wiederum gewinnt die Gestalt des Gotteswortes, in dem sich Gottes Heil vergegenwärtigt und zueignet. Das klassische Beispiel dafür ist der Antwortspalm.
Die Liedkatechese findet vor der Schriftlesung statt und führt auf diese hin. Es versteht sich von selbst, dass ihr damit ein relativ grosses Gewicht zukommt. Dennoch bleibt eine behutsame Hinführung und Erschliessung des Schrifttextes ein vorrangiges Anliegen.
In der nachfolgenden Beschreibung haben wir einen Wortgottesdienst ohne Eucharistiefeier vor Augen. Grundsätzlich ist eine Liedkatechese auch in einer Messfeier möglich, wobei dann auf ein Equilibrio zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier zu achten ist, damit der eucharistische Teil nicht als blosses Angebinde erscheint.
Das Ziel
Das Ziel der Liedkatechese ist die textliche und melodische Erschliessung wie auch das Erlernen des Liedes. Dies erfolgt in einer Atmosphäre geistlicher Sammlung ohne kopflastige Wissensvermittlung und schulmeisterliches Gehabe. Es darf nicht der Eindruck einer Schulstunde oder einer Chorprobe entstehen. Vor allem muss die geistliche Botschaft des Liedes ankommen und in einem guten und angemessenen Gleichgewicht zu historischen und hymnologischen Informationen stehen. Als gelungen ist die Liedkatechese dann zu bezeichnen, wenn das Erlernen des Liedes fast unbemerkt und gewissermassen beiläufig passiert. Als Kompliment hören die Gestaltenden dann: «Es ist ein schönes Lied und wir können es sogar!»
Die Voraussetzungen
Um dieses Ziel zu erreichen sind gewisse Voraussetzungen nötig.
Mitwirkende: Neben dem Präsentator oder der Präsentatorin (Liturge/Liturgin) sind Vorsänger, eine Ansingruppe oder der Chor unabdingbar. Der Orgelpart kann durch ein Soloinstrument (Flöte, Saiteninstrument, Trompete usw. ) zur leichteren Aneignung der Melodie ergänzt werden.
Drehbuch: Da mehrere Beteiligte die Liedkatechese begleiten und Regieanweisungen zu vermeiden sind, bedarf es einer genauen Ablaufskizze, besser noch eines Drehbuchs. Es werden viele Fragmente angespielt oder vorgesungen und diese müssen ohne weitere Absprachen da sein.
Das Vorgehen
Bevor die Gemeinde das Lied erstmals singt, muss die Melodie bereits des öfteren erklingen. Schon während des Betretens des Gottesdienstraumes kommt sie den Eintretenden entgegen. Sie wird auch mehrfach solistisch vorgetragen und ist dann beim erstmaligen Singen schon irgendwie vertraut. Bei der Begrüssung und Einführung wird der Gemeinde gesagt, dass wir den Zugang zur Botschaft über ein neues Lied versuchen wollen. Damit wird der Eindruck vermieden, es gehe doch wieder nur um eine Liedprobe. Wenn das Lied es zulässt, sollte man in der Abfolge der Gedanken den Liedstrophen folgen. Die Teilnehmer haben das Lied vor sich und können so leichter den Ausführungen folgen. Für die geistliche Aneignung ist ein meditatives Klima hilfreich, wo die Einzelnen auch ihren eigenen Gedanken nachgehen können und eine persönliche Betroffenheit nicht durch Daueraktivitäten konkurrenziert wird. Dies kann durch Augenblicke der Stille geschehen oder gelegentlich schwebt ganz einfach die Melodie oder Teile davon leitmotivartig im Raum. Wie bereits erwähnt, folgt man möglichst der Struktur des Wortgottesdienstes.
Die Eröffnung
Was für jeden Gottesdienst gilt, kann in dieser Form besonders stark in Erscheinung treten: Die kommunikative und dialogale Komponente des christlichen Gottesdienstes, die in der gemeinsamen, singenden Antwort auf Gottes Gegenwart im Wort eine besondere Dichte erfährt. Die versammelte Gemeinde kann sich auf diesen Sachverhalt sammeln und einstimmen.
Bei der Hinführung auf ein neues Lied kann ein nachdenklicher «Ankick» hilfreich sein, – hilfreich für Kirchgänger, die immer schon gesteckte Nummern absingen. Er soll wecken, neugierig machen, aufschrecken etwa in der Weise, dass ein Liedbeginn mit einer kritischen Anfrage präsentiert wird. Z. B.:
KG 1
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Gott hat das erste Wort. Wirklich, hat er das?
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KG 709
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Gott liebt diese Welt. Wie bitte? Die Alltagserfahrung spricht dagegen
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KG 354
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Christus wird geboren in den Schmerz der Zeit. Weihnachtlicher Miesmacher!
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Wir haben neben einem «harten Kern» mit wechselnden und gelegentlichen Gottesdienstbesuchern zu rechnen. Vielen ist unsere liturgische Sprache fremd und wirkt unter Umständen bereits als Barriere. «Gefragt ist deshalb eine «inklusive Sprache», die sich nicht nur an Insider richtet und darum niemanden im vornherein ausschliesst». Es soll ein Zugang zum Lied gezeigt werden, der an die Alltagserfahrung anknüpft und gerade diese als möglichen Verweis auf Hintergründiges einholt.
Schuldbekenntnis
Gelegentlich führt ein Liedtext zwanglos zu einem Schuldbekenntnis. Umkehr ist die Rückseite der Medaille «Glaube»: Kehrt um und glaubt (Mk 1, 15). Die gläubige Antwort auf Gottes Wort sprengt den gottesdienstlichen Horizont, weil «das gesamte Handeln der Gemeinde und ihrer Glieder als im Alltag der Welt erfolgende Antwort des Glaubens auf den Ruf der die Welt ergreifende Gnade« (Ernst Käsemann) zu sehen ist. Aus dieser Perspektive ist Umkehr und Neuorientierung ein Dauerthema. Umkehr-Stichworte zu den obgenannten Lieder könnten sein:
KG 1
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Gott hat das erste Wort: Unsere ersten Wörter und Themen …
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KG 709
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Gott liebt diese Welt: «Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen» !
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KG 354
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Christus wird geboren: «Hör den Schrei der Armen» / «Teile mit den Armen»
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Wenn eine besondere Festlichkeit dies nahe legt, kann das Allgemeine Schuldbekenntnis entfallen» (KG S. 100). Die Beschreibung des Gottesdienstes als Wort-Antwort-Geschehen zeigt, dass in diesem Dialog Gott immer die Initiative ergreift, indem er sich mit seinem rettenden Wort der Gemeinde zuwendet und so erst die Voraussetzungen für eine gläubige Antwort schafft. Thematisch bedingt kann sich deshalb anstelle des Schuldbekenntnisses Lobpreis und Dank aufdrängen.
Entfaltung
Die Liedkatechese entfaltet sich schrittweise. Gemäss den Prinzipien der Hermeneutik sollte sie in logischer Folge zu einigen einprägsamen Grundgedanken führen. Dazwischen werden immer wieder Melodieteile oder Strophen vorgesungen bis schliesslich die Gemeinde selber zum Singen eingeladen wird. Ab dieser Stelle soll sie häufig zum Singen kommen, damit die Melodie sich einprägt. Hat das Lied nur wenige Strophen, so sind auch Wiederholungen wünschbar, da ja eine Strophe auch unter ganz verschiedenen Rücksichten interpretiert werden kann. Dabei soll auch die Melodieführung als ein wesentliches Element des Liedes sorgfältig einbezogen werden. Man kann auf Aspekte aufmerksam machen, die das Singen und Erlernen erleichtern oder den Melodiesinn erschliessen, beispielsweise:
KG 377
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Wir ziehen vor die Tore der Stadt: Dreimal wiederholt sich das Schreitmotiv der ersten drei Töne, zum zweiten Mal um eine Stufe höher: Unbeirrtes Ausschreiten …
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KG 709
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Gott liebt diese Welt: Neunmal das Fanfarenmotiv zu Beginn jeder Strophe: So ist es und bleibt es wider alle gegenteiligen Erfahrungen!
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Musikalische Erläuterungen müssen einfach und einem Durchschnitt zugänglich sein. Sie lassen sich mit dem Textsinn verbinden oder können an das Erleben der Hörer/innen anknüpfen. So bietet die Sprache oft selber Rhythmus-Modelle an (KG 218 Aus vielen Körnern gibt es Brot: viermal das gleiche rhythmische Motiv, das zur Klimax führt), die auf ihre Weise Botschaften vermitteln. Auch lösen Intervalle bei bewusstem Hören eine seelische Gestimmtheit aus (KG 448 In der Welt habt ihr Angst: Unisono, ängstliche Pochen). Einen prägenden Ausdruckswert hat neben der Tonart auch der Verlauf und die Zielrichtung der melodischen Entfaltung (KG 305 Es kommt ein Schiff geladen). Wie der Wort-Tonbezug die emotionale Gestimmtheit beeinflusst, lässt sich spüren, wenn man einen Text einer andern Melodie unterlegt. So etwa «O Heiland reiss die Himmel auf» (KG 302) der Ostermelodie «Das ist der Tag, den Gott gemacht » (KG 455). Bestimmte Gefühlszustände sind auch im Alltag durch ganz bestimmte Intervallfolgen besetzt: So etwa die Rufterz: KG 158 Kyrie eleison.
Schrifttext
Da man in thematischen Gottesdiensten bezüglich des Schrifttextes grundsätzlich frei ist, lohnt sich eine sorgfältige Auswahl. Wie in der Verkündigung insgesamt hüte man sich vor kurzschlüssigen Antworten auf im Lied auftauchende Fragestellungen, – beispielsweise im Zusammenhang mit Gott und das Leid, Tod Jesu von Gott gewollt usw. Es mit dem Tutzinger Schlager «Antwort auf alle Fragen gibt uns dein Wort» zu halten, ist nicht unbedenklich. Die biblische Botschaft antwortet nicht nur, sie stellt auch Fragen oder stellt in Frage.
Der Bibeltext kann entsprechend der vorangegangnen Liedkatechese verschiedene Funktionen haben.
Lobpreis: Damit verdichtet sich allenfalls der Dank, der Lobpreis und die Hoffnung des betrachteten Liedes. Gottes Verheissung und die Zusage seiner Treue im Lied wird in seinem Wort gewissermassen ratifiziert. Der Bibeltext kann so zum gewichtigen «Amen» werden: So ist es.
Betrachtung: Wir betrachten und verkosten durch das Wort Gottes das im Lied Gesagte, lassen diese Worte in die Tiefe absinken, welche in uns das Lied freigelegt hat.
Inpflichtnahme: Vor allem in Liedern, die auf das Handeln in Welt und Gesellschaft hinführen, kann das Wort Gottes auf die Inanspruchnahme im konkreten Alltag verweisen. Dazu eignen sich vielfach prophetische oder eschatologische Texte.
Gelegentlich eignet sich irgendeine Strophe des Liedes besonders als Antwortgesang auf die Schriftlesung.
Glaubensbekenntnis
Mit der Verkündigung sollte der thematische Faden, den die Liedkatechese aufgenommen hat, nicht abbrechen. Elemente für das Glaubensbekenntnis, vorab für das Bittgebet und die Sendung finden sich in vielen Liedern.
Als Glaubensbekenntnisse eignen sich immer das Apostolicum (KG 31.3) oder das Grosse Glaubensbekenntnis (KG 245). Zur Vermeidung von Routine und Leerlauf empfiehlt sich gelegentlich die Wahl einer freieren Formulierung wie beispielsweise: KG 246. 3. Im Zusammenhang mit der Thematik «Gerechtigkeit, Friede und Schöpfung»: KG 604.7 (Vancouver-Litanei) oder KG 604.9.
Fürbitten
Die Fürbitten nehmen in Gebetsform die Anliegen des Liedes nochmals auf. In Refrain- und Kehrversliedern bieten sich öfters der Rfr oder Kv als Fürbittruf an, beispielsweise:
KG 207 Rfr.
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Christ Kyrie, Christ Kyrie
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KG 379 Rfr.
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Mein Herr und Gott, erbarme dich
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KG 393 Rfr.
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Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehen …
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KG 595 Kv
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Herr, lass uns hören, was du sagst
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KG 730 Kv
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Weder Tod noch leben trennen uns …
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Die Fürbitten dürfen angesichts des Gewichtes der Liedkatechese nicht abfallen. Denn «mit den Fürbitten erreicht der Wortgottesdienst einen zweiten Höhepunkt: Die versammelte Gemeinde übt darin ihr priesterliches Amt aus: Sie tritt ein für alle Menschen, für das Heil der Welt, für die Kirche auf der ganzen Erde und für die Ortsgemeinde, vor allem aber auch für die Notleidenden» (KG S. 105). Wie das KG richtig anmerkt, sollten die Fürbitten den persönlichen, thematisch vorgegebenen Rahmen sprengen und das Heil und Wohl aller Menschen in den Blick bekommen. Dass es um die Heilsgeschichte Gottes mit allen Menschen geht, macht das abschliessende Vaterunser. Im Vaterunser als der «Kurzfassung des Evangeliums» [1] (Tertullian, De oratione 1, 6) erfahren sich die Betenden sowohl als Beschenkte wie auch als in die Pflicht Genommene, – als Glaubende. Die gesungene Form betont die Schönheit und Würde des Herrengebetes (KG 33). In der mozarabischen Singweise kann die Gemeinde jedem Satz mit dem akklamatorischen Amen ein besonderes Gewicht geben (KG 124).
Abschluss/Sendung
Der Abschluss verweist auf das christliche Leben im Alltag. Der altchristliche Ruf «Ite missa est» wurde (im 4. Jh. ) zunächst einmal verstanden als: Geht, es ist Sendung! Das im Gottesdienst erlebte Lied soll zum gelebten Lied werden. Die Gemeinde kann es zum Schluss nochmals singen und im Glauben die Gewissheit festigen, dass es auch draussen und in der Vereinzelung noch trägt. Vielleicht empfiehlt sich eine bestimmte Strophenauswahl, die den Sendungsgedanken explizit formuliert und uns der bleibenden Nähe Gottes versichert:
KG 709 Str. 8
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«Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen»
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KG 711 Rfr.
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«Zeig uns du den rechten Weg …»
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KG 207 Str. 4
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«Herr, gib uns Kraft zu unserer Reise.»
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Wer im gemeinsamen Hinhören, Erkennen und Bekennen solche Liederfahrungen macht, weiss: Man wird
singen, solange die Erinnerung an Jesus Christus in dieser Welt wachgehalten und sein Weg begangen wird.
Liedkatechese in einer Wortgottesfeier
Es werden im folgenden Beispiel nur die Denkschritte für den Ablauf einer Liedkatechese skizziert. Sie setzt voraus, dass die in «Lied als Verkündigung» erwähnen Bedingungen gegeben sind. Als Beispiel dient ein bekanntes Lied, das die Spannung zwischen Glauben (Joh 3. 16) und emotionaler Gestimmtheit besonders gut zum Ausdruck bringt. Schon der Einstieg zeigt, dass die Vorbereitung in einer Gruppe ergiebig wäre.
Gott liebt diese Welt (KG 709)
- Unsere Alltagsskepsis: Liebt Gott diese Welt?
Die ersten fünft Töne sind das «Leitmotiv», textlich und musikalisch. Diese fünf Töne anspielen.
Die Teilnehmer/innen mit der Frage konfrontieren: Liebt Gott diese Welt wirklich? Diese Aussage mit der eigenen Erfahrung vergleichen. Stille, danach:
Musik: Lied instrumental, eventuell Oberstimme verstärken
Reflexion: Die Weltlage und die Alltagserfahrung sprechen dagegen, dass Gott sich um diese Welt kümmert. Diese Erfahrungen können von Anwesenden artikuliert werden (spontan oder vorbereitet).
- Gottes Liebe wird durch Menschen vermittelt
Das Lied beleuchtet die angesprochene Thematik von einer andern Seite aus: «Gott liebt diese
Welt. . . Wohin er uns stellt, sollen w i r es zeigen. . . »
Musik: 1. Strophe V, dann A
Gottes Liebe fällt nicht meteorhaft vom Himmel. Sie kommt meist nicht von oben, sondern von unten.
Konkret: Sie wird vermittelt durch die Erfahrung von Angenommensein und Güte, die Menschen vermitteln.
Stilles Nachdenken, wie weit wir diesen Auftrag wirklich ernst nehmen. Hier kann ein Schuldbekenntnis eingefügt werden.
- Gott mag einige Menschen besonders gut
An Jesus lässt sich ablesen, wem Gottes Liebe besonders gilt: Nicht in erster Linie den besonders Frommen
und Gesetzestreuen, sondern den Geringen, den Armen, Benachteiligten, Diskriminierten und Gescheiter
ten. In der 4. Strophe verdichtet sich dieser biblische Befund:
Lesen: Die 4. Strophe wird vorgelesen
Gott hat sich in Jesus vorbehaltlos auf die Seite der Armen und Schwachen gestellt. Solches
Handeln Gottes ist eine Herausforderung.
Musik: Lied instrumental, dann 4. und 5. Strophen singen
- Gottes Handeln verpflichtet
Konsequenzen: Gott liebt diese Welt durch Menschen, die handeln wie Jesus: Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott. In der Person Jesu stellt sich Gott mitten unter die Armen und Schwachen. Die Überzeugung, dass Gottes Güte im menschlichen Handeln aufscheint, dass andererseits die Begegnung mit dem Menschen zur Begegnung mit Gott wird, durchzieht das Neue Testament wie ein roter Faden.
Lesung: 1 Joh 3, 14-19a
Musik: 6. Strophe
- Fürbitten, Vaterunser
Musik: 7. und 8. Strophe
Diese beiden Schlussstrophen sind eine Erinnerung an unsere Sendung und unsere gemeinsame Verantwortung. Man könnte diese beiden Strophen als Sendungsauftrag auch gesprochen vortragen und danach das ganze Lied nochmals singen.